Astrologie und Mythologie
Astrologie arbeitet mit Planeten als Symbole für Kräfte, Rhythmen und Muster. Die Namen dieser Planeten stammen aus der Mythologie – und das ist kein Zufall. In den Göttergeschichten der Antike zeigt sich, wie diese Kräfte wirken können: widersprüchlich, lebendig, manchmal extrem.
Wer astrologisch arbeitet, begegnet immer auch den alten Göttern – nicht als Figuren vergangener Zeiten, sondern als aktive Prinzipien, die im Menschen wirken. Und genau darum lohnt es sich, sie zu kennen.
Apollon
Es war einmal eine Frau namens Leto, die von Zeus ein Kind erwartete. Doch Zeus’ Gemahlin Hera war wütend und eifersüchtig. Sie liess überall nach Leto suchen und verhinderte, dass sie irgendwo auf der Welt eine sichere Bleibe fand, um zu gebären.
Leto wanderte durch viele Länder. Kein Ort nahm sie auf. Erst eine kleine, karge Insel – Delos – erklärte sich bereit.
Delos war arm, windig und steinig. Niemand wollte dort leben. Aber die Insel sprach: «Ich habe nichts zu verlieren. Wenn du magst, kannst du hier bleiben.»
Dort brachte Leto zwei Kinder zur Welt: zuerst Artemis, dann Apollon.
Kaum war Apollon geboren, stand er auf, nahm den Bogen, den ihm seine Schwester reichte, und verliess die Insel.

Nach wenigen Tagen erreichte er Delphi. Dort hauste eine alte Schlange namens Python. Sie lebte in einer dunklen Höhle und bewachte das Erdorakel. Die Menschen hielten Abstand, denn Python war gross, uralt und furchteinflössend.
Apollon zögerte nicht. Er spannte seinen Bogen, zielte und traf. Python fiel.
Er trat in die Höhle ein, schaute sich um und beschloss: «Von nun an gehört dieser Ort mir.»
Er errichtete einen Tempel. Und fortan kamen die Menschen, um Rat zu suchen.
Apollon sprach nicht in langen Reden. Er liess die Priesterin auf seinem Stein Platz nehmen. Durch sie liess er antworten – in Versen, in Rätseln, manchmal nur in Bildern. Wer zuhörte, musste selber verstehen, worum es ging.
Er war schön, kühl und fern.
Viele fühlten sich zu ihm hingezogen, doch keine blieb bei ihm.
Die Nymphe Daphne floh vor seiner Nähe und wurde in einen Lorbeerbaum verwandelt.
Die Seherin Kassandra erhielt von ihm die Gabe der Weissagung. Doch als sie sich ihm verweigerte, liess er es zu, dass niemand ihr je Glauben schenkte.
Manche nannten ihn den Gott der Musik, der Heilkunst, der Dichtung.
Andere hielten Abstand. Apollon selbst veränderte sich nicht.
Artemis
Als Leto auf der Insel Delos ihre Kinder zur Welt brachte, kam Artemis zuerst.
Kaum geboren, stand sie auf, schaute sich um – und half ihrer Mutter, ihren Zwillingsbruder zur Welt zu bringen.
Seitdem ging sie ihren eigenen Weg. Artemis lebte nicht im Haus, nicht im Tempel, nicht im Kreis der anderen Götter. Sie zog in die Wälder, durchstreifte die Berge, begleitete Tiere, schlief unter freiem Himmel.
Was sie brauchte, trug sie bei sich: Pfeil, Bogen und eine klare Grenze.
Sie wählte sich keine Gefährten, sondern Gefährtinnen.
Nymphen begleiteten sie, doch keine durfte ihr näherkommen, als sie es erlaubte. Wer sich über ihre Regeln hinwegsetzte, blieb nicht ungestraft. Eines Tages entdeckte ein Jäger namens Aktaion sie beim Baden.
Ob aus Neugier oder Zufall – er blieb stehen und sah zu lange hin.
Artemis verwandelte ihn in einen Hirsch.
Seine eigenen Hunde rochen die Beute und zerfleischten ihn.
Ein anderes Mal verspottete eine Königin namens Niobe die Mutter von Artemis.
Sie prahlte mit ihren vielen Kindern und machte sich lustig über Leto, die nur zwei hatte. Artemis und ihr Bruder reagierten rasch.
Sie spannten die Bögen – und bald war Niobe allein. Artemis galt als jungfräulich, doch nicht aus Scham oder Distanz.
Sie wählte selbst, wann Nähe erlaubt war.
Sie beschützte die Gebärenden, die Kinder, die Tiere – aber auch sich selbst.
Wer sie rief, bekam keine tröstende Hand, sondern Klarheit.
Die Menschen ehrten sie mit Festen im Wald.
Man brachte ihr Tiere, Beeren, junge Zweige. Keine goldenen Statuen. Keine Kronen.
Sie kam, wenn sie wollte.
Und ging, ohne sich zu verabschieden.
Aphrodite
Niemand weiss genau, woher sie kam.
Manche sagen, sie sei aus dem Schaum des Meeres gestiegen, dort, wo das Blut des Himmels ins Wasser fiel. Andere behaupten, Zeus habe sie gezeugt.
Aber Aphrodite hörte sich das nie an. Sie erschien. Das genügte. Ihr, und allen anderen.
Als sie auftauchte, blieb die Zeit kurz stehen. Die Wellen zogen sich zurück. Vögel unterbrachen ihren Ruf. Kein Sturm, keine Ankündigung – nur Gegenwart.
Aphrodite betrat keine Bühne. Sie selbst war die Bühne. Was sich zu ihr hingezogen fühlte, bewegte sich von selbst. Alles, was sich nicht entziehen konnte.
Die Götter waren beunruhigt. Schönheit war ihnen nicht neu – aber diese Art von Nähe schon.
Zeus gab sie an Hephaistos, den Schmiedegott.
Eine Lösung, damit sie gebunden war. Es hielt nicht lange.
Aphrodite liebte Ares.
Sie traf sich mit ihm heimlich, oft, ohne Scham. Als Hephaistos sie in flagranti erwischte und beide festhielt, lachten die Götter.
Aphrodite lachte nicht mit. Sie ging. Sie gebar Eros, Harmonia, Phobos, Deimos – Liebe, Einklang, Furcht, Schrecken. Manches kam weich zur Welt. Anderes mit Zähnen.
Einmal versprach sie Paris die schönste Frau der Welt, damit er sie zur Schönsten erklärte.
Er nahm das Angebot an. Der Krieg begann wenig später. Aphrodite war nicht überrascht.
Sie war keine Freundin der Vernunft, aber auch keine Lügnerin.
Wer zu ihr kam, musste mit Bewegung rechnen. Man brachte ihr Äpfel, Spiegel, duftendes Öl.
Sie nahm nichts an – aber alles wirkte.
Und wer zu lange hinsah, vergass manchmal, was er wollte.
Ares
Ares war ein Sohn von Zeus und Hera. Niemand weiss, ob er gewollt war. Er fragte auch nie danach.
Er war stark, gross, schön gebaut. Aber nicht beliebt. Nicht bei den Göttern, nicht bei den Menschen.
Er kam, wenn es laut wurde. Wenn Waffen gezogen wurden, Türen zuflogen, Stimmen schrien.
Ares hatte keine Strategie, kein Ziel. Er war kein General, kein Planer, kein Richter. Er war das, was im Körper passiert, wenn etwas zu weit geht.
Er war da, wenn andere nicht mehr dachten, sondern zuschlugen.
Die Göttin Athene, seine Halbschwester, konnte kämpfen – klug, präzise, überlegt.
Sie wurde geehrt. Ares nicht.
Er stürmte in die Schlacht, liess sich treffen, brüllte, blutete, warf sich wieder hinein. Wenn man ihn verwundete, schrie er so laut, dass alle stehen blieben.
Trotzdem kam er immer wieder. Er liebte das, was andere mieden.
Aphrodite mochte ihn. Sie trafen sich heimlich, oft, mitten im Gewirr der Gegensätze. Schönheit und Gewalt, Nähe und Angriff.
Manche seiner Kinder hiessen Phobos und Deimos – Furcht und Schrecken. Andere hiessen Harmonia. Auch das kam vor.
Ares wurde selten angerufen.
Doch sobald sich etwas entzündete – ein Streit, ein Aufstand, ein Ruck durchs Herz – war er schon da.
Nicht, um zu helfen. Nur, um daran zu erinnern, dass nichts ohne Risiko geschieht.
Hermes
Hermes wurde nachts geboren, in einer Höhle, irgendwo in Arkadien.
Seine Mutter Maia war allein. Kein Empfang, kein Besuch, kein Zeichen am Himmel.
Aber kaum lag das Kind auf der Decke, stand es schon auf.Am selben Tag verliess Hermes die Höhle, fand einen Platz, legte sich hin und beobachtete die Rinder von Apollon.
Er überlegte kurz. Dann lenkte er sie um, führte sie rückwärts in eine Höhle, damit keine Spur zurückblieb, und versteckte sie.
Er baute sich aus einer Schildkröte eine Lyra, spielte ein paar Töne und ging zurück ins Tuch, bevor jemand etwas bemerkte.
Am Morgen stand Apollon vor Maia und verlangte seine Tiere zurück.
Hermes gähnte, zeigte seine Windeln und behauptete, er sei doch nur ein Baby.
Apollon glaubte ihm nicht, aber er musste lachen.
Zeus wurde gerufen. Als er Hermes sah, erkannte er sofort, dass es nichts zu bestrafen gab – und viel zu gebrauchen.
Er gab Hermes einen Auftrag: Er solle ab sofort die Botschaften der Götter überbringen.
Hermes bekam Flügelschuhe, einen Hut und einen Stab.
Er lernte schnell, durch jede Grenze zu gehen – zwischen Ländern, zwischen Menschen, zwischen Welten.
Er sprach mit allen: mit Sterblichen, Göttern, Toten. Er log, wenn es nötig war, und brachte die Wahrheit, wenn sie wirkte.
Er übersetzte, verband, verschob, erfand.
Niemand konnte ihm folgen.
Wer versuchte, ihn festzuhalten, hatte plötzlich nichts mehr in der Hand.
Hermes blieb nicht lange an einem Ort.
Er redete schnell, ging weiter, kam zurück, sah anders aus.
Er war nicht zu fassen – aber immer zur Stelle, wenn etwas in Bewegung kommen sollte.
Zeus
Kronos verschlang seine Kinder. Er hatte gehört, dass eines von ihnen ihn stürzen würde. Also schluckte er sie, sobald sie geboren waren.
Seine Frau Rhea hatte genug. Als ihr sechstes Kind kam, wickelte sie einen Stein in Tücher und gab ihn Kronos. Den Jungen brachte sie heimlich fort, in eine Höhle auf Kreta. Dort wuchs Zeus auf.
Als er alt genug war, kam er zurück. Er stellte sich seinem Vater, zwang ihn, die Geschwister auszuspucken, und brachte sie auf seine Seite. Dann begann der Krieg.
Zehn Jahre lang kämpften Götter gegen Titanen. Am Ende siegte Zeus. Er war nicht der Stärkste, nicht der Schnellste – aber er wusste, wann man zuschlägt, wann man verhandelt und wann man nichts sagt.
Er teilte die Welt. Den Himmel nahm er für sich. Dem einen Bruder gab er das Meer, dem anderen die Unterwelt. Die Erde blieb gemeinsam.
Zeus regierte. Er herrschte mit Blitz, mit Gesten, mit Versprechen. Er sprach wenig, aber wenn er entschied, galt es.

Er war nicht treu. Er nahm sich, was ihn reizte: Göttinnen, Nymphen, Königinnen, Hirtenmädchen. Er erschien als Stier, Regen, Adler, Licht. Er hinterliess viele Kinder. Manche wurden Helden, manche Götter, manche blieben verschwunden.
Hera, seine Frau, blieb. Sie schwieg nicht, verzieh nicht, aber blieb.
Zeus wurde gefürchtet, bewundert, geduldet. Er hatte keine Freunde, aber viele, die auf seine Zustimmung warteten.

Er fragte nie, ob es gerecht sei. Nur, ob es Bestand hatte.
Kronos
Uranos lag über der Erde wie ein Deckel. Gaia gebar Kind um Kind, aber keines durfte hinaus. Alles blieb eingesperrt. Es gab keinen Raum, keine Luft, keine Bewegung.
Sie rechnete damit, dass eines ihrer Kinder einschreiten würde. Doch alle duckten sich – ausser Kronos. Der Jüngste.
Er nahm die Sichel, die sie ihm reichte, wartete, bis der Vater sich näherte – und schnitt zu. Uranos schrie, zog sich zurück, verschwand. Das Blut tropfte auf die Erde, der Schaum ins Meer. Was daraus entstand, ging Kronos nichts an.
Er war jetzt an der Reihe.
Er setzte sich an die Spitze, regelte die Dinge, brachte Ruhe. Die Welt begann, sich zu ordnen.
Er nahm Rhea zur Gefährtin, und sie gebar ihm fünf Kinder. Doch Kronos kannte die Geschichte. Er wusste, was ihm bevorstehen könnte: Dass ein eigenes Kind ihn stürzen würde – so wie er seinen Vater.
Also wartete er nicht ab. Er schluckte sie. Alle fünf. Direkt nach der Geburt. Rhea sagte nichts. Doch als das sechste Kind kam, täuschte sie ihn.
Sie wickelte einen Stein in Tücher, gab ihn Kronos – und versteckte den Jungen weit weg.
Der Junge hiess Zeus. Als Zeus alt genug war, kam er zurück.
Er zwang Kronos, die Geschwister wieder herzugeben – und dann begann der Krieg.
Zehn Jahre lang kämpften Götter gegen Titanen. Kronos hielt dagegen, aber das Alte verlor. Er wurde gestürzt.
Nicht getötet. Nicht vernichtet. Nur an den Rand geschoben.
Seitdem läuft alles in Zeit. Nichts bleibt ewig.
Was beginnt, geht auch zu Ende.
Pallas Athena - Asteroid Nr 2
✦ Braucht man Pallas Athena unbedingt in der Deutung?
Nicht zwingend – sie ist kein Grundpfeiler, aber ein scharfes Werkzeug.
Wenn du mit Themen wie mentaler Klarheit, strategischem Denken, strukturellem Zugang zu Konflikten oder Mustererkennung arbeitest – oder mit intelligenter weiblicher Präsenz jenseits von Anpassung oder Rebellion –dann lohnt sich ein genauer Blick.
Pallas zeigt, wo Ordnung entsteht, weil jemand hinschaut und versteht.
Zeus schluckte Metis, die klügste aller Göttinnen, noch bevor sie gebären konnte. Ihm war gesagt worden, dass ihr Kind ihn übertreffen würde. Also nahm er keine Risiken. Doch die Geschichte lief anders weiter.
Einige Zeit später bekam Zeus starke Kopfschmerzen. Die Götter versammelten sich, niemand wusste, was los war. Hephaistos nahm die Axt, spaltete Zeus’ Schädel – und daraus trat Athena.
Sie stand aufrecht. Voll bewaffnet. Kein Blut, kein Schrei, kein Zögern. Sie sah sich um, sah die Welt, und wusste, dass sie sich in ihr behaupten würde.
Athena wählte nicht das Haus der Liebe, nicht die Wildnis, nicht den Thron. Sie baute sich eine Stadt. Sie brachte Handwerk, Architektur, Kunst, Streitkultur und Strategie. Wer lernte, wurde stärker. Wer dachte, gewann.
Die Menschen wollten sie. Poseidon auch. Beide beanspruchten dieselbe Stadt. Er gab Wasser, sie pflanzte einen Olivenbaum. Die Stadt entschied sich für das, was bleibt. So bekam sie den Namen: Athen.
Athena unterstützte Heldinnen und Helden – wenn sie begriffen, worum es ging. Perseus. Odysseus. Penelope. Sie suchte keine Anhänger, sondern Menschen mit Haltung.
Sie half nicht, wenn jemand nur fragte. Sie schritt ein, wenn etwas verstanden wurde.
Athena mochte klare Linien, ruhige Stärke, genaue Worte. Sie führte keine Kriege aus Rache. Sie sprach Recht, entwarf Lösungen, brachte Mass in Dinge, die vorher wild waren.
Manche nannten sie streng. Manche hielten Abstand. Doch wer in ihrem Blick stand, wusste, dass dieser Blick bleibt. Und denkt.
Titanin Rhea - Asteroid 577
✦ Braucht man Rhea unbedingt in der Deutung?
Nicht zwingend – sie ist ein feiner Ton, kein Hauptthema.
Aber wenn du mit Mutterbildern, Geburtslinien, transgenerationellem Kram arbeitest oder dich mit weiblicher Kraft jenseits von Romantik & Drama beschäftigst:
Dann lohnt sich ein Blick.
Rhea war eine Titanin, Schwester und Gefährtin von Kronos. Als dieser die Welt übernahm, war sie an seiner Seite. Sie gebar ihm sechs Kinder – Hestia, Demeter, Hera, Hades, Poseidon und Zeus.

Doch Kronos hatte Angst. Es hiess, eines der Kinder würde ihn stürzen. Also schluckte er sie, eins nach dem anderen. Rhea versuchte, ihn zu stoppen – er hörte nicht. Sie sah zu, wie jedes Neugeborene verschwand.

Beim sechsten war Schluss. Sie gebar Zeus heimlich, versteckte ihn in einer Höhle auf Kreta und wickelte einen Stein in Windeln für Kronos. Der fiel darauf rein.
Zeus wuchs auf, kam zurück, zwang Kronos zur Herausgabe der Geschwister – und Rhea hatte ihre Kinder wieder. Nicht aus Rache, sondern aus klarem Handeln.

Sie trat nicht an die Spitze. Sie forderte nichts. Aber ohne sie gäbe es keinen Olymp.

Rhea steht für das, was hält, schützt, gebiert und dann loslässt, wenn es nötig ist.
Sie war da, bevor Macht Thema wurde.
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